Schülerinnen und Schüler als Filmkritiker 3

„Ruhe im Kopf“

Der letzte Freitag war der zweite Tag des Filmfestivals „up and coming“, das vom 19. bis zum 22. November 2009 in Hannover stattfand. Viele junge Filmemacher stellten sich Publikum und Jury im Wettbewerb um den „Deutschen Nachwuchsfilmpreis 2009“. Den Höhepunkt des Filmblocks von 13.30 bis 15.00 bildete Pari El-Qalqilis „Ruhe im Kopf“. Dieser Dokumentarfilm schildert das Leben einiger Flüchtlinge in einem Asylantenheim. Ein junger Afrikaner spielt Ball, er dribbelt über den ganzen Flur. Nur dieses Geräusch ist im Haus zu hören, ein regelmäßiges tock, tock, tock. Regelmäßig wie ein Uhrwerk.

Und genau darum geht es im Film auch: das Warten der Flüchtlinge auf die Bewilligung ihrer Einbürgerungsanträge, oder überhaupt erst einmal eine Rückmeldung der deutschen Behörden über den Beginn der Bearbeitung.

Gezeigt werden die verschiedensten Menschen: eine Großfamilie, die seit sechs Jahren in Deutschland lebt und deren Eltern noch auf eine Arbeitserlaubnis warten, Frauen bei der Essensausgabe, der „Friseur“ auf dem Flur und eine Kosovarin, die sich mit ihrem Leben als Asylantin abgefunden hat und endlich „Ruhe im Kopf“ hat.

Sie alle erzählen bereitwillig ihre Geschichten, die mit englischen Untertiteln versehen, übertragen werden.

Und auch die Ausländerfeindlichkeit findet einen Platz in diesem Film. Aus dem Hintergrund hört man einen pöbelnden Mann, der die Flüchtlinge beleidigt und sagt, sie sollten doch dahin gehen, wo sie her kämen. Dies ist alltäglich für die Bewohner des „refugee camps“ doch es sollte auch eine Mahnung an uns sein, für mehr Integration einzutreten.

Dieses sachliche Dokumentieren, das dem Zuschauer einen kleinen Einblick in eine völlig andere Welt gibt, und trotzdem emotional wirkt, macht für mich die große Stärke des Filmes aus. Besondere technische Einstellungen werden nicht verwendet, sie würden nur von den Hauptpersonen des Filmes ablenken.

Auch hätte der Film nicht länger sein dürfen, in Spielfilmlänge wäre er vielleicht monoton geworden. Aber so war es ein sehr gelungener Blick durchs Schlüsselloch.

Julia Winnemuth, Leibnizschule Hannover