Beim diesjährigen Filmfestival „Up and Coming“ im Cinemax Hannover an der Nikolaistr. Wurden zahlreiche nationale und internationale Kurzfilme von jungen Filmdarstellern gezeigt.
Einer dieser Kurzfilme war der Film Lassallestr. 19a.
Dieser Film spricht eine hochaktuelle Thematik an. Es handelt sich um Rechtsextremismus aber nicht zuletzt auch um allgemeine gegenseitige Toleranz und mehr Rücksichtnahme in unserer Gesellschaft.
Der Beginn des ca. 15-minütigen Films lässt zunächst nicht vermuten, welche Intentionen die Autoren mit ihrem Dreh verfolgen. Der Kurzfilm spielt in einer kleinen, leicht chaotischen Studenten-WG, genauer gesagt ausschließlich in der Küche dieser Wohnung. Die drei Mitbewohner der WG sind offensichtlich auf der Suche nach einem weiteren Mitbewohner. Mehrere Bewerber stellen sich im laufe des Filmes nacheinander vor. Es stellt sich jedoch immer heraus, dass die Bewerber nicht zu den anderen dreien passen. Zumindest wird offensichtlich, dass jeder Bewerber abgewiesen wird, weil den Mitbewohnern irgendetwas an ihnen nicht passt. Entweder zu schüchtern, zu alt, schlechte Zukunftsaussichten usw. Alles Dinge die eigentlich nicht schwerwiegend sind, aber die nun mal nicht akzeptiert werden wollen.
Lustig gemacht wird die Situation dadurch, dass man, wenn man merkt dass ein Bewerber nicht passt, sie auf ihre Essgewohnheiten anspricht, Vegetarier oder nicht…, und je nach Antwort wird den ahnungslosen Bewerbern gesagt, dass man genau gegenteilige Essgewohnheiten habe und es deshalb einfach nicht passen würde.
Dann kommt ein junger Mann, der auf Anhieb zu der WG zu passen scheint. Er ist freundlich und aufgeschlossen. Zunächst bekommt der Zuschauer des Filmes den Eindruck, dass die Pointe in Form jener Situation dargestellt wird, in der nun neu aufgenommene Bewerber die anderen darauf anspricht, dass er in den anderen Wohnungen kein Glück gehabt habe, da er grundsätzlich auf Vegetarier gestoßen sei.
Doch der Film endet an dieser Stelle keineswegs! Ab dieser Passage wird die wahre Aussage des Streifens deutlich. Im weiteren Small Talkstellt sich plötzlich eine stark antisemitische Haltung des neuen Bewohners heraus. In anbetracht der Tatsache, dass der Mietvertrag bereits unterschrieben wurde, werden die anderen drei sich plötzlich bewusst, dass sie einen riesigen Fehler gemacht haben und sie zu voreilig waren. Als dann auch noch der Freund des neuen Bewohners zu besuch kommt, um ihn abzuholen wird mehr als deutlich, dass man nun einen Rechtsradikalen als Mitbewohner beherbergt. Denn der Freund ist groß wie ein Schrank und trägt Glatze und Springerstiefel und ist bei weitem nicht so freundlich wie der neue Mitbewohner.
Mit dieser Szene endet der Kurzfilm und es wird deutlich, dass dieser Film keineswegs belustigen sollte, wie er es zu Beginn vermuten ließ, sondern dass der Inhalt sehr gut durchdacht war und eher wachrütteln sollte.
Der zentrale Punkt des Filmes ist der Rechtsextremismus. Besonders am Ende wird klar, dass ein rechtsradikaler Mensch nicht immer in Glatze und Springerstiefeln daher kommt, sondern auch freundlich aufgeschlossen und zunächst unauffällig sein kann.
Der Film zeigt auch, dass man sich kein vorläufiges und oberflächliches Urteil über andere Menschen machen sollte. Das kann nämlich in die sprichwörtliche Hose gehen. Hätten die drei Bewohner der WG nicht voreilig geurteilt, hätten sie den Rechtsextremisten den Vertrag nie unterzeichnen lassen, und bei den anderen Bewerbern vielleicht nicht nur die negativen Seiten gesehen, sondern auch die positiven.
Lassallestr. 19aist ein äußerst interessanter Film der nicht nur die Problematik des Rechtsextremismus aufgreift, sonder auch für mehr Toleranz und allgemeines Miteinander aufruft. Wer diesen Film sieht, wird auf jeden Fall nicht drum herum kommen, sich seine Gedanken zu dieser Thematik zu machen.
Timo Görtler. Leibnizschule Hannover